25. November 2024

Chronik Bahren

Chronik Bahren

VerwaltungSiedlungsstrukturDorfgerichtKonfessionSchule
Die GaststätteDie NeißebrückeHochwasserFeuerwehrDer Friedhof

Der Ort Bahren liegt an der Neiße, ca. 4 km östlich von Jerischke entfernt.

Die Bedeutung des Ortsnamen könnte man vom niedersorbischen Namen „bor“ – Kiefer, Kiefernwald ableiten, zumal Bahren von vielen Kiefernwäldern umgeben ist und dieser Baumname häufig in Orts-und Flurnamen vorkommt. Es könnte aber auch eine Herleitung von dem Personennamen Boren („Ort des Boren“) naheliegen, denn 1572 liest man „zum Bohren“, 1588 „Bohren“, danach wieder „Bahren“.1

Zu beachten ist, dass es auch noch die Orte Groß und Klein Bahren bei Finsterwalde gibt.

Bahren wurde urkundlich erstmals am 8.6.1492 in seiner jetzigen Schreibweise erwähnt. In dieser Regeste (Kurzform einer Urkunde) heißt es: „Der Rat zu Görlitz verwendet sich bei Friedrich von Biberstein zu Forst für den Görlitzer Bürger Wenzel Fischer, welcher erhebliche Ansprüche auf die Zceydelweyde (Bienenweide) im Dorfe Bahren erhebt.

Ursprünglich war Bahren ein bibersteinsches Vasallengut. Später, mindestens ab 1668 bis Mitte des 19. Jahrhunderts, ein Kammerdorf des Amtes bzw. der Herrschaft Forst.

1562 wird Wolf von Biberitz „zum Baren“ als „Herrn Balthasar von Bibersteins belehnter Untertan“ erwähnt. Später muss Bahren an Wolf von Kalckreuth gelangt sein, dessen nachgelassene Söhne bereits 1577 mit dem Zusatz „weiland zu Bahren“ erwähnt werden.

Im Jahre 1576 (in einer anderen Quelle schon 1572) wird dann Sebastian von Stössel (oder Stößel) als Besitzer von Bahren genannt. Dieser von Stössel soll um 1585 so verschuldet gewesen sein, dass er das Gut Bahren und andere Güter, die er besaß, an seine Gläubiger abtreten musste. Im Jahre 1600 wird (laut einer anderen Quelleangabe) jedoch ein gewisser von Stössel auf Bahren erwähnt, der sich des Gutes Eulo bemächtigte, weil er glaubte, Rechte daran zu haben, die ihm Hans von Kalkreuth nicht zugestand. Da von Stössel weder auf Befehle seines Lehnsherrn, noch auf Befehle des Landvogts achtete, ließ ihn dieser nach Lübben bringen, wo er im Turme verstarb.

Ritterburg

Früher soll es eine Ritterburg in Bahren gegeben haben, welche auf Brankes Wiese, in der Nähe des jetzigen Wohnhauses Balzke gestanden haben soll.

Eine besondere Seltenheit für Bahren ist es, dass das Dorf Bahren sich die alte Form eines slawischen Fischerdorfes erhalten hat.

Von der Siedlungsform her gesehen ist Bahren ein typisches Zeilendorf, das heißt, die Häuser liegen alle auf der einen Seite der Dorfstraße. Die andere Seite der Dorfstraße (zur Neiße zu) ist unbesiedelt bzw. dort standen früher die Backhäuschen.

Bahren gehörte einst zu den wendischsprachigen Gebieten. So beherrschten 1850 von 79 Einwohnern noch 21 die wendische Sprache (26 % ). 1867 soll kein Einwohner mehr wendisch gesprochen haben.

 

Verwaltung

Verwaltungsseitig gehörte Bahren vor 1816 zum Kreis Guben, von 1816 – 1945 zum Kreis Sorau, 1946 – 1952 zum Kreis Spremberg und ab 1952 zum Kreis Forst.

Gemeindevorsteher / Bürgermeister waren:
1840 Gottlob Pauligk
1901 Kulisch,
1917 Kaltschmidt.
1938 – 1940 Richard Roick[17]
ab 1940 Otto Metosch aus Buchholz[20] , der vertretungsweise den beurlaubten Bürgermeister Roick vertrat.

Um 1930 sollen Bahren und Buchholz (auf jetzigem polnischen Gebiet) eine Gemeinde gewesen sein. Es gab eine Holzbrücke über die Neiße, welche beide Orte verband. 1945 wurden beide Orte getrennt und Bahren blieb auf deutscher Seite als selbständige Gemeinde bestehen.

1955 wurde die Gemeinde Bahren mit Zelz zusammengelegt. Die Gemeinde Zelz-Bahren wurde gegründet.

1973 erfolgte die Eingemeindung der Gemeinde Zelz-Bahren nach Jerischke. Die Ortsbezeichnung lautete von nun an: Gemeinde Jerischke, Ortsteil Bahren.
2001 erfolgte die Gründung der Gemeinde Neiße-Malxetal.
Bahren ist seitdem Gemeindeteil vom Ortsteil Jerischke der Gemeinde Neiße-Malxetal.

 

Siedlungsstruktur

1668 – 10 Bauern, 10 Hüfner, 1 Büdner,
1708 – 10 Gärtner, 1 Büdner oder 20 Personen von 12 – 60 Jahren,
1777 – 10 Halbbauern, 1 Gärtner, 1 Häusler oder 12 Angesessene,
1797 – 10 Bauern, 2 Büdner oder 75 Seelen,
1823 – 10 Halbbauern, 1 Gärtner, 1 Häusler oder
nach einer anderen Quelle: 10 Gärtner, 1 Büdner, 1 Häusler – 80 Seelen

Einwohnerstatistik Bahren
1805: 63 Einwohner
1820: 74 Einwohner
1871: 81 Einwohner
1880: 71 Einwohner
1890: 51 Einwohner
1900: 69 Einwohner
1910: 66 Einwohner
1925: 51 Einwohner
1933: 64 Einwohner
1939: 53 Einwohner
1964: 89 Einwohner (für Zelz und Bahren)
1994: 16 Einwohner

 

Dorfgericht

Das Dorfgericht bestand aus einem Schulzen und 2 Untergerichteten (Schöffen). Das Schulzenamt ging wahrscheinlich der Reihe nach von einem der Bauern zum anderen über (Zeitschultze, um 1800).

 

Konfession

Um 1820 (nachgewiesene Jahreszahl, eher möglich) wurde Bahren nach Groß Bademeusel eingepfarrt.
1936 wurde Bahren von der evangelischen Kirchengemeinde Groß Bademeusel in die evangelische Kirchengemeinde Triebel umgemeindet. Nach 1945 war die Preschener Kirche für den Ort zuständig.
Seit 1977 (Bahren = als Ortsteil von Jerischke) gehört Bahren zur evangelischen Kirchengemeinde Eichwege.

 

Schule

Die Bahrener Kinder sollen anfangs in Groß Bademeusel, später in Buchholz zur Schule gegangen sein.
In einem Schullehrerverzeichnis des Jahres 1830 steht unter Bahren: „ohne Schulhaus, Lehrer: Buder, ein Häusler, 9 Kinder, Einkommen: 1 Scheffel Roggen, 1 ¼ Viertel Grütze, kein Holz, Schulgeld a. 1 Groschen = etwa 9 Groschen.“
Groß Bademeusel ist in diesem Verzeichnis gemeinsam mit Klein Bademeusel erwähnt. Danach (um 1900) müssen die Kinder auch einmal zur Schule nach Kemnitz gegangen sein.
1932 – 1945 besuchten die Bahrener Kinder die Schule in Zelz, danach gingen sie nach Jerischke zur Schule. Der Schulweg der Kinder war oft nicht einfach. Diesen mussten sie per Fuß oder wenn vorhanden mit dem Fahrrad 4 km durch den Wald bewältigen und das bei jedem Wetter und unbefestigten Waldwegen.

Pfrdeschlitten

Manchmal wurden die Kinder im Winter bei Schnee auch mit dem Pferdeschlitten zur Schule nach Jerischke gebracht.

 

Die Gaststätte [19]

Gaststätte Köhler

Ungefähr seit 1900 gab es in Bahren eine Gastwirtschaft, welche von der Familie Köhler als Familienbetrieb geführt wurde.
Der erste Gastwirt soll Christian Köhler gewesen sein
Ihm folgten von ca.
1909 – 1933 Oswald Köhler
1934 – 1966 Helene Köhler (Frau von Oswald) 1966 – 1967 Helene Köhler (deren Schwiegertochter).

Bahren Anzeige Fastnacht

In der Gastwirtschaft fand regelmäßig Tanz statt, so z.B. zur Kirmes, Fastnacht usw. Anlässlich des Erntefestes gab es immer einen Umzug und Tanz in der Gastwirtschaft.

Als Helene Köhlers Mann an den Folgen eines Motorradunfalles verstarb, wollte sie die Gaststätte nicht weiterführen und somit wurde sie 1967 geschlossen.

 

Die Neißebrücke

Buchholzer Brücke
ehemalige Buchholzer Neiße-Brücke

Die Brücke bei Bahren ist auch als Buchholzer Brücke bekannt, denn diese führte etwa 300 m am Ort Bahren vorbei und war eine direkte Verbindung von Jerischke über Buchholz nach Triebel.

So wie alle weiteren Holzbrücken in Zelz und Pusack (Gr.Särchener Brücke) ist auch die Buchholzer Brücke durch das Hochwasser immer wieder zerstört und anschließend wieder aufgebaut worden.
So auch im Jahre 1804 wie Urkunden nachweisen
Bereits im Mittelalter hatte Bahren eine Brücke.
Diese Bahrener-Buchholzer Neißebrücke war aus Holz und wurde durch das Hochwasser im Sommer 1804 gänzlich weggerissen und im Jahre 1809 / 10 wieder aufgebaut.
Die Brückenzollberechtigung hatte der Graf Brühl auf Pförten, welcher die Zollerhebung an den Schankwirt August Lehmann in Buchholz für jährlich 24 Mark verpachtet hatte.
Diese Brücke soll die stärkste auf der Strecke von Muskau nach Forst gewesen sein.
Um 1932 durfte sie mit einer Höchstlast von 2 Tonnen (40 Zentner) einschließlich der Fuhrwerke befahren werden.
Diese wurde auch zum Ende des 2. Weltkrieges zerstört und nicht wieder aufgebaut.

 

Hochwasser

Pegel an der ehemaligen Gaststätte Köhler
Pegel an der ehemaligen Gaststätte Köhler

 

Hochwasser am 21.07.1981
hier geht es zum Beitrag Hochwasser an der Neiße

 

Feuerwehr

Gerätehaus Bahren 1993

 

Schon Ende des 18. Jahrhunderts gab es den Spritzenverband Bahren, dem die Orte Bahren, Klein Bademeusel Gut und Klein Bademeusel Gemeinde angehörten. So hatte dieser Spritzenverband 1898 schon eine eigene fahrbare Feuerspritze, welche sich in Klein Bademeusel befand. Als Bedienungsmannschaft der Spritze wurden nach vorheriger Absprache der Reihenfolge je 13 Mann aus Klein Bademeusel eingesetzt. Zusätzliche Löschdienste gab es bei auswärtigen Bränden von Bahren, wobei Bahren selbst damals noch keine militärisch eingerichtete Feuerwehr hatte.

Im März 1934 sollte in Buchholz eine Feuerwehr gegründet werden, die sich aus den Orten Buchholz, Erlenholz und Bahren zusammenschließen sollte. Auf einer Versammlung dazu ließen sich aus Buchholz und Bahren 25 Mitglieder eintragen. Wie sich diese Feuerwehr weiterentwickelte ist nicht nachvollziehbar.
Bekannte Wehrleiter waren Helmut Köhler, danach Manfred Göhse .

Die Feuerwehr wurde bereits in den 1970er Jahren, aufgrund fehlender Kameraden aufgelöst. Durch Ausbau der Straßenverbindung von Jerischke nach Bademeusel verbesserte sich auch die Möglichkeit der besseren und schnelleren Unterstützung durch benachbarte Wehren für den Ort.
Das Gerätehaus wurde 1995 an den Bürger Balzke verpachtet und durch ihn instandgesetzt.

 

Der Friedhof

Friedhof Bahren
Friedhof Bahren 1994

Die Beerdigung der Verstorbenen von Bahren erfolgte vor 1902 auf dem Kirchhof zu Groß Bademeusel, wobei es schon um 1880 Überlegungen für einen eigenen Begräbnisplatz gab.

Im April 1901 stellte die Gemeinde Bahren an das Landratsamt in Sorau den Antrag auf einem Gemeindegrundstück einen Friedhof zu errichten. Die vorgesehene Waldparzelle (ca. 1168 m²) wurde durch den Kreisarzt sanitätspolizeilich untersucht und für geeignet angesehen. Die Anlage einer Leichenhalle wurde, der Kosten wegen, erst für später vorgesehen.
Im März 1902 erhielt Bahren die polizeiliche Genehmigung zur Anlage eines kommunalen Begräbnisplatzes. Gleichzeitig wurde eine Friedhofsordnung beschlossen.
Dieser Friedhof ist somit der älteste im Ortsteil Jerischke.
Aufgrund der stark rückläufigen Einwohner, gab es seitens der Gemeinde Jerischke bereits in den 1990er Jahren Überlegungen zur Außerdienststellung des Friedhofes. Insbesondere aufgrund der baufällig und stark sanierungsbedürftigen Friedhofshalle, die keine Trauerfeier mehr zuließ. Im Jahre 2004 wurde der Friedhof endgültig außer Dienst gestellt.

Quellen

 
  1. „Die Ortsnamen der Niederlausitz“ von Ernst Eichler
  2. „Historisches Ortslexikon“ Band 2 von R. Lehmann
  3. „Urkundliche Beiträge zur Geschichte der edlen Herren von Biberstein und ihrer Güter“ von A.Hirtz und J. Helbig (1911)
  4. Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer“ Band 2, Kreis Sorau, von Götz Freiherr von Houwald „Geschichte der Herrschaft Sorau und Triebel“ von J.G.Worbs (1826)
  5. „Die patrimoniale Verfassung und Verwaltung der Standesherrschaft Forst und Pförten“
  6. von Jocksch-Poppe in „Niederlausitzer Mitteilungen“ Band 9 (1906)
  7. „Die Umwandlung der Niederlausitzer Kulturlandschaft seit 1850“ von Johannes Müller (1935) „Niederlausitzer Mitteilungen“ Band 23 von R. Lehmann (1935)
  8. „Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen“ Band 14 von A. Schuhmann (1827) „Forster Heimatkalender“ von 1957
  9. „Märkische Union“ vom 21.7.1973
  10. „Geschichte und Gegenwart des Bezirkes Cottbus“ Heft 6 von 1972 und Heft 21 von 1987
  11. „Amtliches Sorauer Kreisblatt“ vom 3.12.1936, 3.10.1940
  12. „Aus der Heimat“ Nr. 4, Beilage zum Forster Tageblatt von 1937
  13. „Unsere Heimat“ Sonderdruck aus dem Sorauer Tageblatt vom 1.10.1935
  14. Landeshauptarchiv Potsdam: „Der Wiederaufbau der Buchholzer Brücke 1809“
  15. Archiv Sorau: „Die im Kreise vorhandenen Brücken… und die Erhebung von Brückenzoll an denselben“, „Die Anlegung eines neuen Begräbnisplatzes in Bahren“
  16. Sächsisches Landeshauptarchiv Dresden: „Über die Herrschaft Forst und Deuplitz, deren Intraden und Einkünften, Dienste und Steuerechtigkeiten“ 1668
  17. Archiv Zielona Gora: „Verzeichnis der Schulzen und Gerichtsmänner in der Herrschaft Forst und Pförten“
  18. Brandenburgisches Landesmuseum, Außenstelle Cottbus, Archäologisches Institut; Gemeindeakten Archiv Forst: Gemeindeakten
  19. Gespräche mit Helene Köhler, Helene Metosch, Erika Böhnstedt
  20. Amtliches Sorauer Amtsblatt Nr. 38 vom 03.10.1940

 

 

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